Ruiniert!
naja, eine theatralische Überschrift braucht es einfach, will man die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers auf sich ziehen. Wobei, alle die diese Seite aufrufen wissen ja eigentlich was sie erwartet. In jedem Fall gesellt sich nun zu meiner prekären Finanzsituation ein dreister Diebstahl meines Handys. Und in diesem Land ist man nichts ohne das Ding. Es gibt keinen Menschen in diesem Land der gerade keines in der Hand hat, Professoren unterbrechen Redebeiträge wenn das eigen Ding klingelt, Aussschalten in Theater, Kino, Kirche oder sonstwas fiele hier keinem ein. Gut, ich habe schon ein neues. Der Verkäufer überzeugte mich mit „das kann nur telefonieren und sms-schreiben“. Allerdings fehlt mir schon ein klein wenig das Yathzee-spielen gegen mein Ex. Ich habe sogar in der Mittelstufe gewonnen. Auch unser letztes gemeinsames Spiel im Collectivo habe ich für mich entschieden – danach haben wir uns nicht wieder gesehen.
Ich war auf der Rückreise vom „Dschungelcamp“. 2 Tage lang habe ich mir angeschaut, was ein altes Schweizer Ehepaar, die Christine und der Hans, so alles anstellen, um den letzten atlantischen Regenwald mit all seinen Tieren zu retten. Dort geht es recht rau zu, zwei der Parkwächter haben noch Schrot im Rücken, auf Christine wurde im Januar 2 mal geschossen – Hund Rocko hat den Mordanschlag vereitelt.
Ich ließ es natürlich etwas ruhiger angehen. Nach 2 Tagen in der Pampa (wegen der Regenfaelle vergangene Woche waren die Sandpisten in den Urwald unpassierbar) fuhr ich mit den Rangern und ihrem Wocheneinkauf in den Wald. Dort durfte ich zum ersten Mal wirklich fliegen, Hans hat mich in seinem Ultraleichtflugzeug mitgenommen, ich habe Fotos von illegalen Rodungen geschossen. Am naechsten Tag war ich mit den Parkwächtern bei einem Treffen der ansässigen Guaraní-Häuptlinge. Nach stundenlangem Warten musste ich vor die ganze Versammlung treten und mein Anliegen vortragen – huiuiui. Durfte dann aber 2 Fotos machen und 10 Minuten mit dem Oberhäuptling reden. Der will nämlich nicht einsehen, wieso seine Schützlinge nicht den Wald roden dürfen, den sie seit Jahrhunderten bewohnen, nur weil es wegen den Weißen kaum mehr welchen gibt.
Deshalb mussten vor allem die Ranger ziemliche Schelte einstecken, sie vertreten ja Procosara. War ein bisschen unheimlich, vor allem weil wir (damit meine ich die Ranger) die Waffen im Auto lassen mussten und überall bewaffnete Kerls rumstanden. Aber halb so wild, nach der Diskussionsveranstaltung haben sie mir dann noch ein „Geheimnis“ gezeigt. Den einzigen Hügel im nördlichen Parkgebiet, auf dem man Handy-Empfang hat. Großartig! Während sie ihre sms schrieben, habe ich Yathzee gespielt um so auszusehen, als hätte auch ich viele Freunde. Der Trick zieht nun nicht mehr....
MichaImSueden - 12. Mai, 19:08